17. Januar 2024

Da geht noch was!

Bayer-Teamleistung schafft Produktionssteigerung um 37 Prozent.

Erst verfärben sich die Blätter gelb, dann bilden sich graue oder braune Flecken, wenige Tage später stirbt das gesamte Kartoffelkraut ab. Die Ernte ist dahin. Deshalb nutzen viele Landwirte weltweit das Fungizid Infinito® von Bayer, dass die Kartoffeln schützt. Der enthaltene Wirkstoff Propamocarb (PMC) wird nur in Knapsack im Batch-Verfahren hergestellt, also jeweils eine Charge nach der anderen. Seit der Inbetriebnahme eines eigenen Produktionsteils in 2014 lief der Prozess rund – und deshalb nahezu unverändert. Allerdings verbrauchte die eingesetzte Kolonne viel Dampf, weshalb das Unternehmen nach Möglichkeiten suchte, um Energie einzusparen. Ein Stein, der eine ganze Lawine an neuen Ideen ins Rollen brachte. Am Ende konnte das Team nicht nur einen reduzierten Dampf- und Wasserbedarf, weniger Abfall und eine verbesserte Produktrückgewinnung vorweisen, sondern auch eine Produktionssteigerung von 37 Prozent – und das ganz ohne Investitionen. 

STÜCK FÜR STÜCK ZUM ERFOLG 

Schon die erste Datenanalyse zum Energieverbrauch der Kolleg*innen aus Engineering & Technology (E&T) verriet nicht nur an der Kolonne Einsparpotenzial, sondern identifizierte auch teils lange dauernde und daher ineffiziente Batches. Der Grund: eine fehlerhafte Durchflussmessung. „Als wir den Betrieb mit 15 Prozent weniger Dampfverbrauch und einer Taktzeitverkürzung von 60 Minuten stabilisieren konnten, entstand eine unglaubliche Dynamik im Team“, sagt Dr. Laura David, 2. Betriebsleiterin im PSM1-Betrieb. „Unsere Kolleg*innen in den Schichten haben eine Vielzahl von Ideen entwickelt, die wir im laufenden Betrieb über Versuche in der Anlage getestet haben.“ Das ist ungewöhnlich, denn solche Änderungen erhöhen das Risiko, dass eine Charge nicht die Vorgaben erreicht. „Wir haben uns deshalb vorsichtig angenähert, häufig Proben zur Qualitätskontrolle gezogen und sie analysiert“, erklärt Christian Dinges, Betriebstechniker im PSM1-Betrieb. Dabei konnten sie weiteren Dampf einsparen, die Taktzeit noch einmal reduzieren und das Abfalldestillat insgesamt um 26 Prozent verringern.

„Es ist toll zu sehen, wie viel wir so gemeinsam mit den Expert*innen von E&T erreichten haben“, so Dinges weiter. 

VCI VERGIBT ZWEITEN PREIS 

Im März 2023 erreichte das Knapsacker Team erstmalig das neue Produktionsziel. Die Produktionssteigerung kam zur richtigen Zeit. Denn die Nachfrage nach dem Fungizid stieg zuletzt sprunghaft an. Jetzt gab es den 2. Preis im Responsible-Care-Wettbewerb des VCI NRW (Verband der Chemischen Industrie) obendrauf. Der VCI lobt die methodische Herangehensweise und die hohe Eigenmotivation aller Beteiligten des interdisziplinären Energieteams: „Sie zeigten musterhaft, wie vermeintlich weitestgehend optimierte Prozesse doch noch erhebliche Einsparpotentiale bieten. Eine sehr gute Blaupause für die chemische Industrie.“ 

BLAUPAUSE AUCH FÜR ANDERE BAYER-BETRIEBE 

Doch nicht nur für die chemische Industrie, auch Bayer-intern hat das erfolgreiche Projekt für Aufmerksamkeit gesorgt. Um andere Produktionsbetriebe zu inspirieren, wurde sowohl in Knapsack als auch in einem Filmstudio ein Video gedreht. Für Felix Hecht aus E&T, der neben David im Video zu sehen ist, eine ganz neue Erfahrung: „Das war das erste Mal, dass ich vor laufender Kamera gesprochen habe – kein Vergleich zu meinem Arbeitsalltag.“ 

KAMERA LÄUFT! 

Die Vorbereitungen neben dem Tagesgeschäft gestalteten sich anstrengend und zeitlich extrem limitiert, um den Betrieb und die Messwarte nicht zu stören. So musste das Team für den Dreh beispielsweise Gerüste im Betrieb abbauen, um sie am Tag danach für den geplanten Stillstand wieder aufzubauen. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. „Es ist schon erstaunlich, was ein professionelles Filmteam aus unserer Anlage herausholen kann“, so David. Das fertige Video soll innerhalb von Bayer die Nutzung von modernen Datenanalysetools bewerben. Und klar ist: Mit ihrem konkreten Beispiel können sich die Knapsacker sehen lassen.

DIE VERBESSERUNGEN
Produktionskapazität: +37 Prozent
Abfallmenge: –26 Prozent
Dampfverbrauch: –25 Prozent
Wasser/Jahr: –500 Tonnen