E herrlich Laache em Jeseech

Fotos: Peter Zylajew
Nicht jeder mag Karneval und nicht jeder mag alles am Karneval. Wat wellste maache? Wer aber mal karnevalistischen Frohsinn im besten Sinne erleben durfte, wird den Wert des Brauchtums erkennen. So wie Büttenreden, die bei politischen und gesellschaftlichen Missständen den Finger in die Wunde legen, aber gleichzeitig mit Leichtigkeit und Witz Spaß machen und irgendwie auch Trost spenden. Gemeinschaft im Singen und Feiern finden, treibt sowieso auch heute noch die bösen Geister aus und kommt einem befreienden Ritual gleich. Und dann stellt es sich ein, das herrliche Lachen im Gesicht.
Brauchtum funktioniert nur, wenn es Menschen gibt, die es am Leben halten und sich dafür einsetzen, so wie Gilbert Mohr und Frank Trier. Beide sind Mitglieder in der Großen Knapsacker Karnevalsgesellschaft (GKKG) und beide leben ihr Engagement für das Jeckentum und stecken – wie noch viele andere im Verein – jede Menge Zeit und Arbeit in die alljährlichen Sitzungen im Feierabendhaus. Damit schaffen sie beste Voraussetzungen für ein Stück „guten alten Karnevals“. „Wenn wir um 13.30 Uhr mit der Sitzung beginnen und eine Stunde später steht der Saal, dann ist das ein wunderbares Gefühl und all die Mühe hat gelohnt“, erzählt Trier.
Flotte Sohlen auf dem Parkett
Was bedeutet Karneval für dich? Mohr sagt: „Karneval und mein Verein, das ist eine Gemeinschaft, die auf dem Miteinander beruht. Während des Feierns, aber auch darüber hinaus.“ In den letzten Wochen bedeutete Karneval für Mohr aber auch jede Menge Arbeit, denn er ist für den Auf- und Abbau der Bühne und die Einrichtung von Saal und Foyer im Feierabendhaus für die Sitzungen der GKKG verantwortlich. Zwischen den fünf Veranstaltungen wird der Saal außerdem ausgeräumt, der Parkettboden gebohnert und anschließend wieder mit Tischen und Stühlen bestückt. „Alles gut, solange es keine Veranstaltung gibt, wegen der zwischenzeitlich die Bühne ab- und wieder aufgebaut werden muss“, meint er. Das gab’s zum Glück bisher nur einmal.
Zusammen anpacken
Mohr hat einen ausgefeilten Zeitplan und willige Helfer. Die fanden sich auch in diesem Jahr an einem Samstagmorgen zum Aufbau ein: Das Bühnenmaterial aufladen, zum Feierabendhaus fahren, abladen. Und los geht’s. Drei Tage plant er dafür ein. Am Wochenende helfen viele, in der Woche sind es sechs Rentner wie er, außerdem sein Sohn. Zusätzlich bekommen sie an einem Tag Unterstützung von zwei professionellen Gerüstbauern, gestellt aus dem Unternehmen eines Vereinsmitglieds.
Seit 14 Jahren ist Mohr bei der GKKG aktiv. Sind Auf- und Abbau inzwischen Routine? Er sagt: „Nein, auf keinen Fall. Ich schaffe beim Wiedereinlagern nach dem Abbau Ordnung, die Bühnenstelen und die Banner sind nummeriert, aber trotzdem ist jeder Aufbau wieder aufregend.“ Er lacht und erzählt weiter: „Im vergangenen Jahr haben wir nicht auf die Mitte geachtet und das Bühnenbild war etwas verschoben. Das ist glücklicherweise nicht weiter aufgefallen.“ Mohr ist vor allem Koordinator und leitet die Helfenden an. Den Ton während des Arbeitens nennt er rau, aber herzlich. „Am Anfang ist’s stressig, Spaß haben trotzdem alle. Und wenn die Bühne dann Gestalt annimmt, denk ich: ‚Das könnt was werden‘ und freu mich!“ Nimmt schließlich der Bühnenbaumeister den Aufbau ab, ist alles bereit fürs gemeinsame Feiern.
Ein Organisationstalent mit Spürsinn
Trier ist der erste Literat im Verein und das schon seit 15 Jahren. Überhaupt hat er den Karneval quasi in die Wiege gelegt bekommen, sein Großvater war Gründungsmitglied der Karnevalsgesellschaft. Mit seinem Amt übernimmt er eine Schlüsselposition, denn er ist zuständig für die Zusammenstellung des Sitzungsprogramms. Das heißt bei fünf Sitzungen in der Session, dass 40 bis 50 Engagements mit Bands, Rednern und Tanzgruppen eingegangen werden müssen. Der Vorlauf liegt bei zwei Jahren, bedeutet: Ist in diesem Jahr die letzte Sitzung gelaufen, beginnt Trier mit der Planung für 2027. „Zuerst plane ich auf Papier, dann stelle ich die Anfragen.“ Anschließend heißt es erst mal warten, am Ball bleiben und nach den Rückmeldungen gegebenenfalls Uhrzeiten tauschen, Ablaufpläne neu denken, Ersatz finden. Trier legt Wert darauf, das Niveau zu halten und auch mal Neues auf die Bühne zu bringen. Er besucht Vorstellabende von Tanzgruppen, steht im Austausch mit den Künstleragenturen und folgt seiner Nase. „Manchmal lasse ich im Programm eine Lücke, um die Möglichkeit zu haben, jemanden vom Vorstellabend zu buchen. So war das z. B. mit dem Kabarettisten Wolfgang Trepper. Er stand bei uns auf der Bühne, da war er noch relativ unbekannt.“ In der Anfangszeit habe er schon „Gras gefressen“, erinnert sich Trier. Heute kennt er die Abläufe und nutzt seine persönlichen Kontakte. Er mag es, zu organisieren, und den Kontakt zu vielen verschiedenen Menschen.
Alaaf heißt „über alles“
Bei jeder Sitzung ist Trier dabei, kümmert sich, dass alles reibungslos abläuft, verköstigt Künstler, improvisiert, wenn etwas schiefzugehen droht. „Einmal bekam ich etwa eine Stunde vor dem geplanten Auftritt einen Anruf von „de Räuber“. Sie steckten im Stau. Keine Chance, dass sie es zum Auftritt schafften. Ich habe dann alle folgenden Künstler abtelefoniert und wenn möglich organisiert, dass sie etwas früher und etwas länger auftraten, um die Lücke zu schließen. Zum Glück haben wir dann ja noch das Orchester von Blau-Weiß Fischenich …“ Nichts für schwache Nerven. Eine Sitzung bedeutet für den 56-Jährigen neun Stunden Anspannung. „Und die Stiefel der Gardeuniform sind auch nicht die bequemsten“, merkt er an und grinst. „Ich muss während der Sitzung einen klaren Kopf behalten. Ein Kölsch zu trinken, ist da eher die Ausnahme. Sind die Gäste froh und begeistert und ist alles gut gelaufen, ist das für mich genug Rausch. Erleichtert, glücklich und müde geht’s für mich nach Programmende nach Hause.“ Trotz Verantwortung und Stress überwiegen auch für Trier Gestaltungswille, Spaß an seinem Amt und am Sitzungskarneval. GKKG alaaf!