16. Januar 2025

Kein Tag ist wie der andere

Reiner Staubach über seine abwechslungsreiche Tätigkeit als Standortleiter bei Statkraft.

Herr Staubach, seit dem 1. August haben Sie nach einer Interimsphase offiziell die Standortleitung bei Statkraft in Knapsack übernommen. Begonnen hat alles in einer Stabsabteilung für Arbeitssicherheit, Projektmanagement und technischen Support. Was ist inzwischen Ihre Aufgabe? 

Staubach: Meine Hauptverantwortung ist, dass das Kraftwerk zuverlässig und sicher läuft. Dazu gehören natürlich ganz viele Themen. Einerseits geht es um die Sicherheit des Kraftwerksbetriebs, aber darüber hinaus natürlich auch um Fragen der Instandhaltung, Instandhaltungsstrategien, die Personalplanung und alles, was sonst noch an einer solchen Position dranhängt. So zum Beispiel die Funktion als chemieparkinterner und externer Repräsentant des Unternehmens sowie Kontaktperson für die Behörden.

Aber ich bin hier nicht alleine: Wir haben ein super Team von rund 50 Mitarbeitenden am Standort, und die haben mir den Übergang in die neue Verantwortung leicht gemacht. Die Zusammenarbeit läuft sehr gut. 

Wie läuft denn ein typischer Arbeitstag eines Standortleiters? 

Wenn es ihn denn gäbe, den typischen Arbeitstag (lacht). Aber es gibt natürlich immer ein paar Eckpfeiler, zum Beispiel eine Frühbesprechung, wo man sich im Kraftwerk mit dem gesamten Team abstimmt im Hinblick auf den Kraftwerksbetrieb und Instandhaltungsthemen – was liegt an für den Tag, was ist in der Nachtschicht und in der Spätschicht vom Tag davor reingekommen an technischen Problemen oder Reparaturbedarfen, weil beispielsweise ein Bauteil ausfällt und ganz schnell darauf reagiert werden muss. Murphys Law schlägt auch sehr gerne bei uns zu. Und deswegen ist eigentlich kein Tag wie der andere, was die Aufgabe sehr abwechslungsreich macht. 

Welche Themen stehen denn in Sachen Zukunftsplanung im Fokus? 

Es gibt verschiedene Ideen und Projekte. Wie zum Beispiel hier am Standort einen Batteriespeicher zu installieren oder das Thema Wasserstoffbeimischung. Vor zwei Jahren hat es ein Upgrade von Knapsack I gegeben. Inzwischen sind wir so weit, dass wir hier Wasserstoff beimischen können. Und auch bei der zweiten Anlage besteht die Überlegung, das entsprechend nachzurüsten. Weitere Fragestellungen sind, wie können wir die Effizienz der Kraftwerke weiter steigern und was können wir tun in Richtung Dekarbonisierung. 

Wie steht es mit der Zukunftsfähigkeit der GuDs? 

Da mache ich mir keinerlei Sorgen. Wir werden auf absehbare Zeit ohne diese Art von Kraftwerken in Deutschland nicht auskommen. Dazu muss man wissen: Wir produzieren den Strom hier nicht für den Chemiepark, sondern allein für den Strommarkt, das heißt, der Strom hier wird rein an der Börse gehandelt und entsprechend ins übergeordnete Netz eingespeist. Wir werden insbesondere gebraucht, um die Energiewende hin zu den Erneuerbaren Energien überhaupt erst möglich zu machen. So flexibel, wie wir jetzt fahren, zweimal Starten am Tag, das können nur moderne Gaskraftwerke.

Statkraft baut auf die Dienstleistungen des Chemieparks, insbesondere des Betreibers YNCORIS, zum Beispiel beim Thema „Stillstand“. Diese Wartungszyklen sind wahrscheinlich auch bei Statkraft immer besonders anspruchsvoll. 

Absolut. Bei einem Stillstand rotieren nicht die Rotoren, sondern die Mitarbeitenden, weil man versucht möglichst viele Arbeiten in einen möglichst kurzen Zeitraum zu packen, um diesen Stillstand möglichst kurz zu halten. Denn wenn die Anlagen stehen, erzeugen wir keinen Strom. Deswegen ist die Arbeitsbelastung und der Zeitdruck in einer solchen Phase sehr hoch. Da geht es dann zur Sache. Die Fotos von unserem Upgrade hier in Knapsack, als der Gasturbinenrotor als Ganzes angeliefert und dann auch entsprechend eingebaut worden ist, belegen das eindrucksvoll. Das sind Bauteile, Dimensionen und Massen, die dabei bewegt werden, die man nicht alle Tage sieht. 

Abschließend die obligatorische Frage nach einer ersten Zwischenbilanz für die zumindest offiziell ersten 100 Tage am Standort? 

Auf jeden Fall sehr positiv. Wir haben hier wie gesagt ein super Team und zwei sehr gute Kraftwerksblöcke, die genau das liefern, was wir für die Energiewende brauchen. Dazu existiert ein klarer Zukunftsplan mit den Stichworten Effizienzsteigerung, Wasserstoffbeimischung, Dekarbonisierung sowie Etablierung weiterer Technologien am Standort. Das sind die Themen, die mich umtreiben und optimistisch in die Zukunft blicken lassen.

Zur Person

Reiner Staubach ist mit seinen 20 Berufsjahren bereits ein alter Hase in der Branche. Der diplomierte Bauingenieur arbeitete direkt nach dem Studium schwerpunktmäßig im Maschinenbau. Dort startete Staubach bei Daimler-Chrysler in der Motorenentwicklung und wechselte später zu Siemens, wo er im Engineering, Vertrieb- sowie Projektmanagement für Großkomponenten von Kraftwerken tätig war. Nach über einem Jahrzehnt in verschiedenen Positionen kam Staubach Ende 2020 zu Statkraft. Dort hatte er zunächst die Leitung einer Stabsabteilung für Arbeitssicherheit, Projektmanagement und technischen Support inne, bevor er in Knapsack – zunächst kommissarisch und seit dem 1. August 2024 in dauerhafter Verantwortung – die Funktion des Standortleiters übernahm und damit auf Ludger Dinkelbach folgte. Staubach wohnt in Wuppertal, ist verheiratet und hat einen sechsjährigen Sohn. Neben der Familie samt Familienhund, verbringt der gebürtige Iserlohner viel Zeit in der Natur, fährt sehr gerne Mountainbike und ist ein leidenschaftlicher Schwimmer und Windsurfer – und ein großer Freund des Eishockey-Clubs Iserlohn Roosters.