01. März 2024

Knapsack - reich an Geschichte

Wortsinn, Sagen, Entstehung und Entwicklung des Ortes Knapsack.

Knapsack hat nichts mit knapp im Sinne von wenig zu tun: Über Wortsinn, Sagen, Entstehung und Entwicklung des Ortes Knapsack referierte Dr. Horst Klassen vor dem gut gefüllten Casino des Feierabendhauses am 15.11.2023.

Trieben es Ritter auf ihrem herrschaftlichen Schloss zu doll und weckten Gottes Zorn, so dass er dies und dessen Umfeld verbrannte und auf diese Weise die eigentümlich zerfurchte Landschaft entstand? Haben die verarmten Ritter dann Reisende um ihren Knappsack, sprich Proviant, gebracht? Die Werkszeitung gab vor Jahrzehnten eine weitaus friedlichere Version zum Besten: Demnach bewohnte ein junges Königspaar das Schloss. An der Stelle, an der das Zauberwasser sprudelte, ließ der junge König einen tiefen Brunnen ausheben. Dabei fanden die Arbeiter dunkle Erde, die fremd und seltsam aussah. Der junge König, der über ihren Fund hocherfreut war, zeigte ihnen, dass diese „dunkle Erde“ brennen konnte und eine wohlige Wärme gab. So kamen immer mehr Menschen in die dichten Wälder, die nach und nach einer sauberen Siedlung Platz machten. Viele, die ihre ganze Habe nur in einem Sack auf dem Rücken mitbrachten, gelangten hier zu Reichtum. So sollte man die Siedlung „Knappsack“ nennen. Dass Knapsack heute nur mit einem „p“ geschrieben wird, ist die Schuld des Oberhofsekretärs, der nicht richtig schreiben konnte! Diese und viele weitere Sagen befassen sich mit der Entstehung von Knapsack. 

Der vereidigte Landmesser Petrus Solff markiert Knapsack in seiner Karte von 1733 mit einer Kapelle und sechs Häusern. Referent Dr. Horst Klassen weiß zu berichten, welche Familien darin wohnten und somit zu den Gründern des Ortes zählen: „Knapsack entstand wahrscheinlich um das Jahr 1600. Mehrere Hürther Familien siedelten sich am Waldrand an, in der Gegend der späteren Pützgasse, vermeind­lich auf der Flucht vor der in der Stadt kursierenden Pest.“

DIE UR-KNAPSACKER 

Klassen studierte die Einträge in den Kirchenbüchern der Pfarre Hürth. Demnach wurden die kartonierten sechs Häuser ab 1665 von folgenden Personen bewohnt: 

  • Eheleute Hans uffm Knapsack und Gröt Schühmächer 
  • Eheleute Theiß Pütz und Christine Fomfey 
  • Eheleute Peter Golßheim und Irmine Fomfey 
  • Eheleute Richardt uffm Knapsack und Margrieth 
  • Eheleute Tonnes Clemens und Gird 
  • die unverheirateten Frauen Sophie uffm Knapsack und Gird Fomfey. 

Blieb es bis 1670 bei diesen sechs Familien, so stieg die Einwohnerzahl bis zum Jahr 1800 auf 150. Um 1900 waren es etwa 400 Einwohner*innen, 1920 ca. 5.000 Menschen, 1930 nur noch 4.000. Nach 1945 bis in die 60er Jahre betrug die Einwohnerzahl ca. 3.500; sie nahm bis zur Umsiedlung ab 1970 ständig ab. 

DIE ABRISSBIRNE KOMMT! 

1970 betrug die Feinstaubbelastung in Knapsack 0,91 Gramm pro Tag, zulässig waren 0,42 Gramm. Dennoch wollten Teile der Bevölkerung ihr Knapsack nur ungern verlassen, insbesondere jene, die zur Miete wohnten und eine vergleichbar günstige Wohnung nur schwer finden konnten.

Referent Dr. Horst Klassen

Dr. Horst Klassen startete seine Berufskarriere 1981 in der Forschung im Werksteil Hürth. 1990 wechselte er in die dort bestehende Polypropylenanlage (SPP). Danach bestand ein beruflicher Schwerpunkt von ihm im Aufbau und der Betriebsleitung der neuen Masse-Polypropylenanlage (MPP) der heutigen LyondellBasell. Die Recherche von Fakten und Geschichten rund um Knapsack ist sein Steckenpferd.