21. Oktober 2024

Nachbarschaftsdialog gemeinsam neu denken

Der vergangene Nachbarschaftsdialog überraschte mit einem neuen Kommunikationskonzept.

Zuhören, Fragen stellen und voneinander lernen. So lautet die Erfolgsformel für jeden Dialog. Beim letzten Nachbarschaftsdialog überraschte YNCORIS mit einem neuen Kommunikationskonzept, um aus Beobachtern aktive Mitstreiter zu machen.

Der Chemiestandort Knapsack als Impulsgeber für die Hürther Wirtschaft erlebt gerade eine der größten Veränderungen seit Jahrzehnten. Mit dem geplanten Bau einer Recycling- und Sortieranlage für Kunststoffreste wird die Vision einer Kreislaufwirtschaft in der Chemie Wirklichkeit. 

Laut dem BUND fallen jährlich 6,3 Mio. Tonnen Kunststoffabfälle in Deutschland an. Davon allein 5,4 Mio. Tonnen von privaten und gewerblichen Endverbrauchern. Pro Kopf produziert jeder von uns ca. 76 Kilogramm Müll. Bislang wird ein Großteil davon verbrannt. Mit der zukünftigen Hightech-Anlage soll eine erheblich höhere Recyclingquote erzielt werden. Wertvolle Rohstoffe werden so zurückgewonnen, was der Natur zugutekommt. 

Grund genug, um auch die Standortkommunikation in Knapsack-Hürth nachhaltig anzupassen. Statt sich nur passiv über die Erweiterung des Chemieparks zu informieren, sollen die Anwohner für das Recycling von Kunststoffabfällen sensibilisiert werden. So können sie die Transformation des Standortes aktiv unterstützen. 

LEITBILD „WANDEL“ 

Für die Planung des neuen Nachbarschaftsdialogs am 1. Oktober 2024 hatte die Kommunikationsabteilung von YNCORIS einen zeitlichen Vorlauf von etwa drei Monaten. Der erste Meilenstein bestand darin, ein passendes Leitbild zu finden. In einer der letzten Ausgaben des KNAPSACKSPIEGELS stand das Thema „Wandel“ auf der Titelseite. Um diese Transformation erlebbar zu machen, schlug Benjamin Jochum vor, statt eines Frontalvortrages einen Parkourlauf im Feierabendhaus zu organisieren. In Kleingruppen sollte jeder Teilnehmer spürbar die Chance erhalten, seine Fragen wie auch persönliche Erfahrungen sowie lokales Insiderwissen mit den Experten direkt zu teilen. Und zwar aus der ersten Reihe!

NEUE KOMMUNIKATIONSINSTRUMENTE 

Ein Nachbarschaftsdialog ist mehr als nur eine Eventplanung. Die vielfältigen Interessen der Anwohner, der lokalen Politik, der Umweltschützer und der Chemiepark-Angehörigen müssen bestmöglich abgebildet werden. Jede noch so kritische Frage gehört auf den Tisch. Dafür tauschten sich die Kommunikatoren zuvor mit den verschiedenen Fachabteilungen aus: „Was ist das Besondere an der neuen Anlage? Wie lange dauert der Bau? Welche Konsequenzen ergeben sich für den Straßenverkehr? Wie wird sichergestellt, dass keine Kunststoffreste herumfliegen … etc.?“ Koordiniert wurde dieser zeitintensive, interne Dialog vom Leiter der Standortsicherheit, Jürgen Groborz. 

80 Prozent aller menschlichen Entscheidungen haben einen räumlichen Bezug. Wo also soll die neue Anlage genau hinkommen? Aus organisatorischen Gründen hätte eine Busfahrt zum neuen Betriebsgelände Hürth- Süd den zeitlichen Rahmen der Veranstaltung gesprengt. Um dennoch allen Teilnehmern einen realistischen, räumlichen Eindruck von dem Projekt zu geben, produzierte YNCORIS einen Film. Mit Leonie Sengelmann als Sprecherin und Influencerin sowie den Drohnenaufnahmen von Ralf Baumgarten und Jaco & Marvin Beydemüller als Kamerateam wurden auch in der filmischen Standortkommunikation neue Wege beschritten.

Eine zeitliche Challenge stellte die Idee von Thomas Kuhlow dar, den Wandel in Form einer begleitenden Ausstellung abzubilden. Dafür designte Carolin Wanner ein Dutzend Plakatmotive. Die Recherche nach passenden historischen Aufnahmen aus mehr als 100 Jahren Chemieparkgeschichte und deren Vergleich mit Analogien aus der Gegenwart erforderten viel Geduld bei Redaktion und Design. Einige Besucher des Nachbarschaftsdialoges konnten später hierzu Anekdoten aus ihrer eigenen Familiengeschichte erzählen. 

ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION 

Neben den Vorbereitungen und Abstimmungsgesprächen steht und fällt ein Nachbarschaftsdialog mit seiner Organisation. Angefangen bei der Raumreservierung, Cateringbestellung, Produktion von Namensschildern, Generalprobe mit den Referenten bis hin zu den Einladungen und Vorankündigungen in den sozialen Medien. Um die Idee eines Kleingruppenkonzeptes mit Leben zu füllen, kam zusätzlich ein Online-Reservierungstool von plan deluxe zum Einsatz, wie es die Hürther schon von der Nacht der Technik kennen. 

VORHANG AUF! 

Und dann kam der 1. Oktober. Die Anspannung im Team sank in dem Moment, als etwa eine Stunde vor Beginn die ersten Besucher auftauchten. Die Ankündigung im KNAPSACKSPIEGEL und das Online-Reservierungssystem mit QR-Code hatten offenbar funktioniert. Ein besonderer Dank geht an die Referenten Wolfgang Klemmer und Alexander Porzsolt sowie Ralf Müller und Christoph Kappenhagen, Geschäftsleitung YNCORIS, die sich für die Dialoge mit den verschiedenen Zielgruppen die Zeit genommen haben. 

Am Ende dieses Tages konnte man sehen, wie intensiv Fragerunden in Kleingruppen gelingen können, wenn dazu die Möglichkeit geboten wird. YNCORIS hat dank seiner informierten Nachbarn vieles über örtliche Besonderheiten dazugelernt, weil die Nachbarn ihr lokales Expertenwissen geteilt haben. Mehr kann man von einem vertrauensvollen Dialog auf Augenhöhe nicht erwarten.