20. November 2024

Sieben Chef-Stühle für den Nachwuchs

Zum zehnten Mal fand die Aktion "Meine Position ist spitze" im Chemiepark Knapsack statt.

Zehn Jahre „Meine Position ist spitze“ – im Jubiläumsjahr gab es gleich zum wiederholten Male einen Rekord: 24 Chemieunternehmen beteiligten sich an der erfolgreichen Initiative des Branchennetzwerks ChemCologne und stellten insgesamt 51 Chefsessel für einen Tag zur Verfügung, auf die sich Schülerinnen und Schüler ab 16 Jahren aus der Region bewerben konnten. Der Chemiepark Knapsack ist bereits von Beginn an dabei und war am 6. September mit den Standortunternehmen BASF, Bayer, CABB, Clariant, LyondellBasell, Rhein-Erft Akademie und YNCORIS gleich sieben Mal vertreten. Von den frühen Morgenstunden bis in den späten Nachmittag hinein erlebte der Führungs-Nachwuchs einen spannenden Tag in Knapsack mit interessanten Rundgängen und Meetings, die den beruflichen Alltag in den Unternehmen anschaulich widerspiegeln. In der Mittagspause im Feierabendhaus berichteten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen nach einer feierlichen Urkundenübergabe von ihren ersten Eindrücken und Erlebnissen. Der KNAPSACKSPIEGEL war bei den ambitionierten „Junior-Chefs“ und ihren engagierten Patinnen und Paten auf Stimmenfang.

YNCORIS

Emma Hoffmann (Albert-Schweitzer-Gymnasium, Hürth): 

„Ich bin sehr interessiert an Naturwissenschaften, bin im Physik- und Mathe-Leistungskurs und studiere nebenbei Mathematik an der Uni – das nennt sich Frühstudium und wird später auf die Studienzeit angerechnet. Als an unserer Schule über ‚Meine Position ist spitze‘ geredet wurde, dachte ich, das könnte etwas für mich sein und habe mich beworben. Es hat sich sehr gelohnt. Was ich hier kennengelernt habe, ist eine Kombination aus ganz vielen Bereichen und Berufen. Themen wie Finanzen, Nachhaltigkeit – und am Nachmittag noch der Bereich Kommunikation – finde ich spannend und faszinierend. Ich kann mir eine berufliche Zukunft in so einem Umfeld definitiv vorstellen.“ 

Christoph Kappenhagen (Geschäftsleitung YNCORIS): Es macht super viel Spaß mit Emma. Dieser Tag heute ist schon außergewöhnlich, weil sie eine sehr schnelle Auffassungsgabe hat, sehr offen ist und sehr direkt fragt. Da mussten wir keine Hemmschwellen abbauen und kamen sehr schnell ins Gespräch. Ich würde mich freuen, wenn Emma sich nochmal melden würde, wenn es vielleicht später um ein Praktikum geht oder wenn sie eine Bachelor-Arbeit oder eine Master-Arbeit schreibt – sie ist immer herzlich willkommen. 

LyondellBasell

Niklas Hantschke (Gymnasium Rodenkirchen im Kölner Süden):

Mein Tag hat bereits um 7:20 Uhr an der Pforte des Chemieparks mit einer Sicherheitseinweisung und dem Anlegen der PSA begonnen. Dann folgte die Frühbesprechung, wo es unter anderem um wichtige Todos des Tages ging sowie eine Werksbesichtigung, die mir besonders gut gefallen hat. Dort erhält man Einblicke, die man normalerweise als Schüler nicht bekommt. Das war echt super. Hier wurde anschaulich die Funktion der Anlagen und der Abläufe erklärt. Danach hatten wir noch zwei Teams-Besprechungen. Ich belege in der Schule den Mathe- und Chemie-LK, und hoffe, dass es danach auch ins Chemie-Studium geht. Danach würde ich gerne wieder nach Köln zurückkommen, sehr gerne auch zu LyondellBasell. 

Dr. Klaus Mattes (Standortleiter LyondellBasell):

Ich bin jetzt das zweite Mal dabei und wieder positiv überrascht, dass wir hier so tolle Kandidaten und Kandidatinnen für die Aktion gewinnen können. Wenn man deren Lebensläufe sieht, ist das schon beeindruckend, was sie in dem Alter schon vorweisen können. Es macht Spaß, die Jugendlichen frühzeitig für unsere Berufe und für unser Unternehmen begeistern zu können. Wir haben hier am Standort gerade als LyondellBasell natürlich sehr viel vor in der Zukunft. Dafür werden wir Personal und Ressourcen brauchen, um die Transformation in der Branche umzusetzen. 

BASF Agricultural Solutions

Fiona Wu (Humboldt-Gymnasium, Düsseldorf):

BASF produziert hier in Knapsack ein Zwischenprodukt für Glufosinat-Ammonium (GA). Mein Tag bestand bisher aus vielen Besprechungen mit einigen Kolleginnen und Kollegen. Wir haben angefangen mit einem Briefing, wie die Anlagen im Moment laufen, was es dort für Probleme gibt und ob Besonderheiten aufgetreten sind. Mein Plan ist, nach der Schule Chemie zu studieren, und irgendwas in dem Bereich zu machen. Deshalb wollte ich heute hier einen Einblick gewinnen, denn es ist ja sonst relativ schwer, einen wirklichen Eindruck von der Chemieindustrie zu bekommen. Ich fand das sehr interessant, die verschiedenen Anlagen zu sehen, wie BASF dieses Produkt herstellt und wie die chemischen Abläufe sind. Am Nachmittag machen wir noch eine Anlagenbesichtigung – darauf bin ich besonders gespannt. 

Rudolf Pölking (Betriebsleiter BASF Agricultural Solutions):

Ich freue mich sehr, dass Fiona da ist. Der Tag macht mit ihr viel Spaß und Freude. Sie stellt gute Fragen, die zeigen, dass sie die Zusammenhänge versteht. Wie ist das, wie macht man das, wie stellen wir uns im Bereich Nachhaltigkeit auf, wie sehen wir unsere Produktpalette im Markt? Das finde ich super. Für die Herausforderungen, die wir auch in der Zukunft haben, brauchen wir guten Nachwuchs. Und ich muss auch sagen: Ich freue mich über jede Frau, die Mitglied in unserer Produktionsmannschaft mit vielen Männern wird. 

Bayer

Josefine Ewald (Albert-Schweitzer-Gymnasium, Hürth):

Der Tag hat sehr früh begonnen, um 7:30 Uhr wurde ich am Tor in Empfang genommen und wir hatten gleich schon eine Frühbesprechung. Danach wurde mir das  Unternehmen Bayer am Standort näher vorgestellt und wir haben die Produktionsanlagen besichtigt. Heute Nachmittag folgt noch ein Gemba Walk. Das ist ein japanischer Begriff, eine japanische Philosophie. Bei Bayer versteht man darunter, dass die Führungskräfte einmal pro Woche in die Produktion gehen und sich mit den Mitarbeitern austauschen, ob sie Bedürfnisse und Fragen haben. Gleichzeitig soll der Gemba Walk aber auch dazu dienen, Ordnung und Sauberkeit zu überprüfen und ob die Arbeitsabläufe alle richtig laufen. Ich bin gespannt. Chemie ist auf jeden Fall für mich ein interessanter beruflicher Bereich, in den ich gerne gehen würde. Ich schwanke noch zwischen Chemie und Pharmazie. 

Dr. Christian Severins (Produktionsleiter Bayer):

Josefine macht das ganz toll. Sie hat auch eine Frühbesprechung souverän geleitet und auch schon eine Entscheidung getroffen. Es ging um einen defekten Gabelstapler und darum, einen  neuen auszuleihen oder zu warten, bis er repariert wird. Sie hat sich richtig entschieden: Wir wollen nicht warten, wir wollen weiter produzieren. Das hat sie gut gemacht. Ich bin begeistert. In der Schule lernen die Schüler nur den Chemieunterricht mit kleinen Glaskolben kennen und denken, dass alle Chemiker als Forscher im Labor arbeiten. Über so eine Aktion wie heute können wir wunderbar zeigen, dass Chemie viel mehr ist, nämlich große Anlagen  und Rohrleitungen – riesig und beeindruckend. Es studieren zu wenig junge Menschen und vor allem zu wenig Frauen Naturwissenschaften. Die Bayer Firmenpolitik ist es, unsere Stellen mindestens zu 30 Prozent weiblich zu besetzen. Dafür brauchen wir den entsprechenden Nachwuchs.

CABB

Valeska Abels (Königin-Luise-Schule in Köln):

Heute Vormittag habe ich das Unternehmen CABB, seinen Aufbau und die internen Abläufe näher kennengelernt und auch viele Personen, die hier arbeiten. Das ist alles sehr positiv bisher – ich habe mich sehr sicher gefühlt. Es ist einfach super interessant hier einen tieferen Einblick in die Chemieindustrie zu bekommen – vor allem, weil es auch so nah an meiner Heimatstadt Köln ist. Ich hatte bisher gar nicht so auf dem Schirm, dass wir hier in der größten Chemieregion Europas sind. Und da wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, mir das mal anzuschauen. Dabei hat mich besonders beeindruckt, dass Chemie wirklich überall drin ist,  sei es jetzt im Essen oder beispielsweise im Lippenstift. 

Dr. Wolfgang Schick (technischer Geschäftsleiter bei CABB): 

Valeska hat heute morgen schon drei Meetings erfolgreich geleitet. Mich freut total, dass sie so lebhaft und interessiert ist und viele Fragen stellt. Sie hat die Morgen-Routine im Produktionsbereich geleitet, wo wir die technischen Probleme der Nacht durchgehen. Dann haben wir einen kleinen Ausflug in die Provinz Shandong in China gemacht – leider nur virtuell per Videokonferenz. Dort betreiben wir unser Joint Venture. Wir haben unsere wöchentliche Routine mit dem dortigen Management absolviert und uns gemeinsam die jüngsten Ergebniszahlen angesehen. Schließlich folgte noch unsere wöchentliche Personalroutine mit der Leiterin Human Resources für Deutschland und den Standortleitern der verschiedenen Werke. Und dann, ganz wichtig, haben wir einen Sicherheitsrundgang gemacht, ob die Sicherheitseinrichtungen alle funktionieren, was bei uns zu jeder Zeit sein muss. 

Clariant

Mina Pachutani (Königin-Luise-Schule in Köln):

Meine Biolehrerin hat mich auf das Projekt aufmerksam gemacht. Dann ist Daniel Wauben tatsächlich zu uns in den Unterricht gekommen und hat ‚Meine Position ist spitze‘ vorgestellt. Viele von uns waren beeindruckt. Hier bei Clariant habe ich heute schon einiges gesehen und viel zum Thema Nachhaltigkeit gelernt, was mich persönlich sehr interessiert. Ich mag allgemein das wissenschaftliche Arbeiten – vor allem Biologie im Labor. Aber auch das, was ich heute hier gesehen habe – die Arbeit in der Chemie, das Austesten von neuen Abläufen und diese Erfahrungen dann auf eine große Produktion umzusetzen – finde ich extrem spannend. 

Ingo Oesterling (Betriebsassistent S&I-Betrieb Clariant):

Wir haben zuerst an der sogenannten Morgenroutine teilgenommen, sind dann in den Betrieb gegangen und haben gezeigt, was wir hier produzieren. Der Schwerpunkt lag danach vor allem auf Nachhaltigkeit und Energie-Management, weil Mina das besonders interessiert. Diese Chance, bei uns einige Mitarbeitende aus diesem Bereich kennenzulernen, haben wir genutzt. Mina macht hier einen sehr guten und interessierten Eindruck und nimmt die Dinge sehr schnell auf. Sie hat viele Zusammenhänge sofort verstanden und im Anschluss auch die entsprechenden Fragen gestellt. Das hat mich beeindruckt. Schön ist auch – was der heutige Tag zeigt – dass sich immer mehr Frauen für die Chemie interessieren. Ich glaube, Chemie vor Ort zu erleben, an einem solchen Tag mal dabei zu sein, bringt mehr als tausend Worte.

Rhein-Erft Akademie

Mara Schindler (Albert-Schweitzer-Gymnasium, Hürth):

Ich habe an meiner Schule Chemie-Leistungskurs und schon immer ein großes Interesse an Chemie. Auf „Meine Position ist spitze“ bin ich durch meine Lehrerin aufmerksam geworden. Mein erster Eindruck ist auf jeden Fall sehr gut. Ich habe erstmal eine Führung durch das Gebäude, die Labore und Werkstätten der Rhein-Erft Akademie bekommen und war im Anschluss bei einem Meeting dabei. Das war vor allem deshalb ziemlich interessant, weil man in der Geschäftsführer-Position von allen Bereichen etwas mitbekommt. 

Marco Mencke (Geschäftsführer Rhein-Erft Akademie):

Heute Vormittag hatten wir ein Team-Gespräch zusammen mit dem Teamleiter, wo es um die Organisation von Aufgaben der Mitarbeitenden ging. Mara hat sehr aktiv nachgefragt und sich eingebracht. Genau deshalb machen wir bei der Aktion immer wieder mit. Ein Blick von außen ohne Scheuklappen finde ich immer sehr gut. Die Schülerinnen und Schüler stellen ganz offen ihre Fragen und wir können viel voneinander lernen. Heute Nachmittag werden wir uns mit dem Betriebsrat zusammensetzen und klären, was dort zurzeit abzustimmen ist. Zudem werden wir noch in eine Diskussion einsteigen, welche Herausforderungen es bei Aus- und Weiterbildungsunternehmen jetzt gerade und in Zukunft gibt. Was bewegt Jugendliche? Was bewegt junge Erwachsene? Denn das ist unsere Hauptzielgruppe.

„Das Rheinland ist die stärkste Chemie-Region Europas mit rund 260 Chemieunternehmen und 70.000 Arbeitsplätzen. Wir möchten jungen Menschen das Potenzial der Branche und die spannenden beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten näherbringen und sind sehr stolz auf die hervorragende Entwicklung und Resonanz unserer Aktion seit nunmehr zehn Jahren. Hier in Knapsack ist man von Beginn und mit besonderem Engagement dabei: Alle Beteiligten sind immer sehr offen und nehmen die Schüler und Schülerinnen vorbildlich an die Hand.“

(ChemCologne-Geschäftsführer Daniel Wauben)